lunzele

„Nor e bissje lunzele“, sagte Oma und hielt bei ihrer Arbeit inne. Tatenlosigkeit war ihre Sache nicht, ständig war sie geschäftig in Bewegung. Nun aber war sie beim Bohne fähe doch einmal schläfrig geworden. Genau das bedeutet lunz, ein Wort, das noch aus dem Mittelhochdeutschen stammt und damit zu den ältesten Wörtern im Mundartwortschatz zählt. Doch sich zum Mittagsschläfchen hinzulegen, wäre Oma nie in den Sinn gekommen. Das war den Männern vorbehalten. Opa streckte sich auf dem Canapee in der Stube aus, wollte auch nur e bissje lunzele. Während Oma aber nach kurzer Rast den Kopf gerisselt hot und dann unverdrossen ihre Tätigkeit fortsetzte, verrieten Schnarchen und Pfeifen aus der Stube alsbald, dass bei Opa aus dem Lunzele en Ratze geworden war. „Wer nitt ruhe kann, kann aach nitt schaffe“, sagte Opa gern. Und damit hat er doch Recht, aber aufgepasst: Wer das lunzele übertreibt, wird am Ende leicht zur Schlafmütze.

Josef Peil