Buxeflickersch-Sunndaach

Das Wort ist weder alt noch weit verbreitet. Und da es die so bezeichnete Sache nicht mehr gibt, fällt das Wort höchstens noch, wenn man sich im Erzählen daran erinnert. Doch ist es ein schönes Beispiel dafür, wie Mundart einen Sachverhalt treffend definieren kann. Lösen wir das Rätsel doch gleich auf: Gemeint ist der ehemals gesetzliche Feiertag „Buß- und Bettag“, auch wegen seines festen Termines am dritten Mittwoch im November gemeinhin „kalter Mittwoch“ genannt. Warum dann also „Sunndaach“? Der Sonntag war ja wie auch Feiertage Ruhetag, da durfte nach Kirchengesetz nicht gearbeitet werden. „Buxe flicke“ aber war Arbeit. Und hier offenbart sich: Das Wort trägt eindeutig katholischen Charakter, denn der „Buß- und Bettag“ war ein evangelischer Feiertag, an dem für die Katholiken die Pflicht zum Gottesdienstbesuch und das Verbot von Arbeit nicht galten. Und noch etwas verrät das Wort: Es muss von Frauen geprägt worden sein. Bei ihnen war der Buxeflickersch-Sunndaach als geruhsamer Tag für Arbeiten, die sonst nur unter Hochdruck erledigt werden konnten, sehr beliebt. Und darum wurde die Abschaffung des evangelischen Feiertags auch katholischerseits sehr bedauert.

Josef Peil